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Stellungnahme
von "f.e.p.A." zur Anzeige gegen Indymedia.ch
Die
Aktion Kinder des Holocaust (AKdH) hat wegen der wiederholten
Publikation antisemitischer Texte Anzeige gegen Indymedia.ch erstattet.
Wir finden die Anzeige der AkdH vor dem Hintergrund dessen, was
sich in den letzten Monaten ereignet hat, gerechtfertigt. Sie
ist die logische Schlussfolgerung aus der Arbeit der AKdH, einem
Zusammenschluss von Nachkommen Überlebender der nationalsozialistischen
Judenverfolgung und des antifaschistischen Widerstands, sowie
deren Angehörigen und Freunden. Ihr Kampf gegen antisemitische
Publikationen beruht auf dem Grundsatz, dass "der Schutz
der Würde des Menschen ein höheres Rechtsgut als freespeach'
darstellt".
"F.e.p.A." hat auf eine Anzeige gegen Indymedia verzichtet,
weil wir uns bewusst waren, dass der Staat eine solche nutzen
könnte, um gegen linke Zusammenhänge vorzugehen. Wir
können aber eine andere Setzung der Prioritäten in dieser
Frage völlig verstehen. Wir haben die Anzeige nicht ermöglicht,
die alleinige Verantwortung dafür liegt bei Indymedia. Zudem
war unser Ziel immer noch eine Diskussion, da unser Handeln durch
die Hoffnung genährt wurde, dass wir mit den Leuten der Indymedia-Redaktion
gewisse politische Grundüberzeugungen teilen, an die sie
sich irgendwann erinnern würden. Darin haben wir uns getäuscht.
Mit unglaublicher Sturheit zogen es die Indymedia-Verantwortlichen
vor, unbedingt an der Veröffentlichung antisemitischer Beiträge
auf ihrer Seite festzuhalten. Dass sie nun diese Veröffentlichungen
als Beitrag zur Aufklärung über Antisemitismus verkaufen
wollen, ist schlicht ein Hohn, waren die Reaktionen auf diese
"Beiträge" über weite Strecken einfach eine
Aneinanderreihung von antisemitischen Tiraden und verbalen Ausfälligkeiten
gegen diejenigen, die sich entschieden gegen solchen Dreck gestellt
haben. Zur Wahrnehmung von politischer und historischer Verantwortung
gehört auch das konsequente Einstehen gegen Antisemitismus
jeder Couleur. Wenn jemand eine allfällig einsetzende Repression
von staatlicher Seite gegen die Linke zu verantworten hat, so
ist es allein die Redaktion von Indymedia, die mit völliger
Ignoranz an der Publikation antisemitischer und menschenverachtender
Texte festhält.
Wir wollen uns aber nicht weiter über das Belassen von antisemitischen
Texten und das muntere Weiterdiskutieren über sie im Zensurkübel
auslassen. Die notwendigen Informationen dazu sind auf der AKdH-Homepage
zu finden und unsere eigenen Position dazu haben wir in unseren
ersten beiden Stellungnahmen dargelegt. Erwähnenswert sind
aber die Reaktionen von Indymedia auf die Anzeige der AKdH:
Spätestens zum Zeitpunkt des Erscheinens der Anzeige hätte
wenigstens eine minimalste Reflexion darüber einsetzen können,
was es heisst, als "linkes" Projekt eine Anzeige wegen
Verstosses gegen das Antirassismusgesetz zu erhalten. Stattdessen
drohte Indymedia der AKdH mit einer Verleumdungsklage. Ein Verhalten,
wie man es sonst von Holocaust-Leugnern kennt. Gleichzeitig suchte
man sich erneut einen Nebenschauplatz, um sich nicht mit dem eigentlichen
Thema - nämlich Antisemitismus - auseinandersetzen zu müssen
und begann mit der fieberhaften Suche nach einer angeblichen undichten
Stelle in der "Szene", die die Klage erst ermöglicht
habe. Dabei schreckt man vor den wildesten Spekulationen und Anschuldigungen
nicht zurück und lässt Kommentare, die dies mit der
Androhung massiver körperlicher Gewalt unterlegen, einfach
stehen. Statt sich als Opfer darzustellen, sich in Selbstmitleid
zu suhlen und barbarischen Gewaltdrohungen ein Forum zu geben,
bestünde immer noch die Möglichkeit, endlich diese antisemitischen
und menschenverachtenden Beiträge von Netz zu nehmen und
das Konzept von Indymedia grundsätzlich zu überdenken.
Unabhängig vom Verlauf der Anzeige der AKdH gegen Indymedia
stellen wir weiterhin folgende Forderungen:
-
Kommentarloses Löschen aller antisemitischen Beiträge
und der Drohungen aller Art
- Klare Distanzierung der schweizer Indymedia-Seite von der antisemitischen
Hetzseite Indymedia.org
- Das Projekt Indymedia muss entweder als gescheitert abgebrochen
werden oder aber es muss eine politische und personelle Zäsur
geben, da es offensichtlich geworden ist, dass die momentanen
Indymedia-Leute ihre redaktionelle Verantwortung nicht wahrnehmen
können oder wollen.
Ausserdem
fordern wir diejenigen Teile der Linken, die sich bis jetzt indifferent
gegenüber den antisemitischen Publikationen auf Indymedia
verhalten haben, auf, sich zu äussern.
Übrigens: Entgegen allen anderslautenden Behauptungen haben
wir niemandem mit Gewalt gedroht. Die von uns seit mehr als einem
Monat immer wieder erneuerten Diskussionsangebote an Indymedia
blieben bis jetzt unbeantwortet.
7. 2. 2002 Für einen progressiven Antikapitalismus! [f_e_p_a@yahoo.de]
(Um allfälligen Gerüchten vorzubeugen: Die hier unterzeichnende
Gruppe besteht aus fünf Leuten.)
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