Rechtsextreme machen Rückzug
QU: Aargauer Zeitung, 07.12.2001

Rheinfelden «Brauner Laden» wird nun doch nicht eröffnet

Die Rheinfelderinnen und Rheinfelder können aufatmen: Sacha Kunz, Präsident der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) und Inhaber des Lolo-Versands Basel, gibt seinen Plan, in der Altstadt von Rheinfelden einen Hooligan-Laden zu eröffnen, auf. Béa Bieber, für Jugendfragen zuständige Stadträtin, ist erleichtert. In den letzten Wochen habe sich in der Jugend-Szene Aggression aufgestaut. Nun hofft sie, dass sich diese wieder abbaut.

Im Frühling ist die Situation der jungen Leute in Rheinfelden untersucht worden. Jugendliche mit rechtsextremer Haltung konnten nicht beobachtet werden. Allerdings gibt es ein beträchtliches Gewaltpotenzial. Vor allem eine Gruppierung hatte sich offenbar auf handfeste Auseinandersetzungen mit der Kundschaft des Hooligan-Ladens eingestellt. Am 10. November, kurz nachdem bekannt geworden war, dass in der Geissgass ein «brauner Laden» eröffnet werden sollte, war denn auch das Schaufenster mit einem Stein eingeschlagen worden.
Die Rheinfelder Bevölkerung hatte mit Betroffenheit, aber auch mit einiger Hilflosigkeit auf die Ankündigung der «Glatzen», ausgerechnet in ihrer Stadt einen Laden zu eröffnen, reagiert. Am 21. November fand deshalb, einberufen vom Verein für Schüler-, Jugend- und Kinderkultur (Schjkk), ein Informations- und Diskussionsabend statt, an den die Pnos (nicht überraschend) etliche Vertreter entsandte.

«Zur eigenen Sicherheit»

Schon damals gaben sich die «National Orientierten» bieder. Auf die Gründe für seinen Rückzug aus Rheinfelden angesprochen, gibt sich Sacha Kunz auch jetzt umgänglich: «Wir wollten die Bevölkerung nicht aufschrecken.» Zudem sehe man vom Laden auch aus Gründen der eigenen Sicherheit ab, habe man doch sogar Morddrohungen erhalten. Im Übrigen habe man nicht das Geld, alle paar Wochen ein neues Schaufenster zu bezahlen. Eine Meldung des Magazins «Facts», wonach er andernorts einen Laden eröffnen wolle, bestreitet Kunz. Rechtsextremismus sei kein Randgruppenphänomen, wurde an der Veranstaltung in Rheinfelden deutlich gemacht. Rechtsextremismus finde man vor allem in Quartieren mit geringem Ausländeranteil. Insofern wäre Rheinfelden mit grosser ausländischer Bevölkerung atypisch.
Die Partei National Orientierter Schweizer ist vor einem Jahr gegründet worden. Präsident Sacha Kunz ist 23 Jahre alt. In ihrem Programm fordert die Partei «Massnahmen gegen die multikulturelle Zersetzung der Volksgemeinschaft». Gemäss «Facts» soll am kommenden Samstag in der Region Basel ein Vortragsabend mit Neonazis stattfinden: Nebst Brückel, dem Vertreter der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands, soll auch der Schweizer Holocaust-Leugner Bernhard Schaub referieren, und zwar zum Thema «Volksstaat der Zukunft». (Kel)


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