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Versammlung von 120 Skinheads
Polizei und Presse wurde der Einlass verwehrt
QU: St. Galler Tagblatt, 18.März 2002

Am Samstag trafen sich etwa 120 Anhängerinnen und Anhänger der politisch stark rechts orientierten PNOS zu einem Treffen im «Freihof» in Dreien. Der von der Kantonspolizei überwachte Anlass verlief aber äusserst friedlich.
Von
Michael Hasler

Nach Mels, Müllheim und Heiden traf es am Wochenende das st.-gallische Dreien: Mehr als 100 - vornehmlich männliche - Mitglieder der Partei National Orientierter Schweizer versammelten sich zu einem Skinhead-Treffen. Erneut hatten die Veranstalter das Schweizer Grundrecht der Versammlungsfreiheit genutzt und zu einer geschlossenen Gesellschaft geladen. Selbst Polizei und Presse blieb der Einlass verwehrt.


Rigorose Selbstkontrolle

Die PNOS beharrte ihrerseits auf rigorosen Selbstkontrollen. Auch Parteimitgliedern war das Mittragen von technischen Apparaturen wie etwa Fotoapparaten untersagt. Entsprechend wenig war über das eigentliche Treffen zu erfahren.


Ein Nazi-Treffen?

Peter Eggenberger, Pressesprecher der Kantonspolizei, betonte auf Anfrage den «äusserst friedlichen Charakter der Veranstaltung». Für Eggenberger, der selber vor Ort war, bestand zu keinem Zeitpunkt die Notwendigkeit für die Polizei, regelnd bei diesem Treffen einzugreifen. Eggenberger salomonisch: «Natürlich muss man bei einer solchen Veranstaltung von einem Skinhead-Treffen sprechen.» Worüber genau gesprochen wurde, ist der Kantonspolizei jedoch nicht bekannt. Für Eggenberger steht aber fest, dass sich die Mitglieder aus der gesamten deutschsprachigen Schweiz sowie dem benachbarten süddeutschen Raum rekrutierten. Die PNOS wehrt sich gegen den Vorwurf, als Nazi-Partei abgestempelt zu werden. Auf der eigenen Internetseite distanziert sich die Partei klar davon, eine Nazi-Partei zu sein. Hervorgegangen ist die politische Gruppierung aus der Organisation «Blood & Honour». Doch erinnert etwa ein Zitat von PNOS-Vizepräsident Jonas Gysin stark an rechtsextremes Gedankengut der nazistischen Eugenik: «. . . würden Völker und Rassen vermischt, gehe der Nationalgeist verloren». Im Parteiprogramm der PNOS finden sich weitere Hinweise auf starke Verbindungen zu Nazi-Gedankengut: «Die Immigrationspolitik verlangt Massnahmen gegen die multikulturelle Zersetzung der Volksgemeinschaft.»


Pikanter Zeitpunkt

Pikant ist der Zeitpunkt der Versammlung: Das rechtsextreme Treffen könnte in der Öffentlichkeit zusätzliche Polemik schüren für den am 20. März startenden Prozess des Thurgauers Pascal Lobsiger und drei weiteren Skinheads. Sie stehen wegen einer Attacke auf zwei Schwarze, die eine Massenschlägerei zur Folge hatte, vor dem Bezirksgericht (vergleiche Bericht Ostschweiz).


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