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Nazi-Seiten gesperrt
QU: Jüdische Rundschau 22. Februar 2001

weiter unten: Hundreds of websites are targeted

Die Hartnäckigkeit der «Aktion Kinder des Holocaust» und ihres Gründers
Samuel Althof hat sich gelohnt: Die grossen Schweizer Anbieter sperrten den
Zugang zu 754 antisemitischen, rassistischen und Nazi-Adressen im Internet
für Schweizer Benützer.

Von Gisela Blau

754 Nazi-Websites sowie andere rassistische und antisemitische
Internet-Seiten sind in der Schweiz seit einer Woche gesperrt, auch der
e-mail-Kontakt ist unterbrochen. Ein mutiger Schritt für die drei grossen
Schweizer Provider, ein harter Schlag für die virulente Nazi- und
Skinhead-Szene, die nun ihr wichtigstes Kommunikations- und Werbe-Instrument verloren hat. Die meisten Schweizer Internet-Benützer können diese braun getönten Seiten nicht mehr öffnen. Zu verdanken ist dieser weltweit wohl einmalige Coup Samuel Althof und der «Aktion Kinder des Holocaust» (AKdH).

Seit zehn Jahren gibt es die AKdH, seit vier Jahren versucht sie, den Alt-
und Neonazis, Rassisten und Antisemiten auf dem Internet das Handwerk zu
legen. Mit viel Mühe, aber auch mit grossem Erfolg. «Zuerst mussten wir die
Nazi-Seiten von den Gratis-Internet-Providern vertreiben», berichtet Samuel
Althof. Er orientierte die Schweizerische Bundespolizei zunächst über die
Homepages von rechtsradikalen Gruppen bei kleinen privaten Providern. Die
Bundespolizei forderte die Provider auf, ihre Verantwortung wahr zu nehmen.
Das war das Ende einiger Websites. Von den ganz Grossen zog Yahoo-Geocities, der weltweit grösste Gratis-Provider in den USA, als erster die bei ihm beheimatete braune Flut für die Schweiz aus dem Verkehr. (Yahoo stand
ohnehin unter Beschuss, weil sie eine Auktions-Seite für Nazi-Memorabilia im
Netz hatte, die schliesslich auch in Frankreich und in England gesperrt
werden musste.) Mit dem Zugeständnis von Yahoo ging die Strategie von Althof auf ­ die Drahtzieher der Nazi-Seiten, beispielsweise der Skinheads
Limmattal, flüchteten verschreckt an eine Adresse, bei der sie sich sicher
glaubten: Sie heisst front14.org, befindet sich in den USA und ist ein
riesiger Mülleimer mit Hunderten rassistischer, antisemitischer und
Nazi-Websites.

«Es hat ein halbes Jahr und viel Arbeit gebraucht, um alle diese Seiten
ausfindig zu machen», sagt Samuel Althof (45), Gründer der AKdH, zur JR.
«Wir fanden insgesamt 754, die wir sperren lassen wollten. Und jetzt sind
wir am Ziel.» In der Tat: Mit Wissen der Schweizerischen Bundespolizei und
parallel zu einem entsprechenden Gesuch der AKdH an diese Behörde warf
Sunrise-Diax als erster Provider die üble Fracht von front14.org am
vergangenen Donnerstag aus dem Netz. Mit diesem Erfolg im Rücken konnte
Althof auch Tiscalinet sowie den Swisscom-Provider IP-plus überzeugen,
dasselbe zu tun. Durch diese «backbones», das Rückgrat des Schweizer
Internet-Verkehrs, sind die einschlägigen Seiten nun auch bei zahlreichen
kleineren Unter-Providern gesperrt.

Noch befindet sich allerdings viel zu viel militant braunes Gedankengut im
Netz. Die entsprechende Arbeit geht der AKdH nicht aus. Auch der Provider
Yoderanium in den USA diente den von Yahoo verbannten Seiten als
Asylstation, wodurch dieser bald technische und finanzielle Probleme bekam.
«Diese Domain wurde in der Zwischenzeit verkauft», berichtet Althof, «aber
wir wissen noch nicht wohin und an wen.»


Hundreds of websites are targeted
QU: Jewish Chronicle 2-Mar-2001

Swiss net servers block Nazi pages
From Gisela Blau zurich
Switzerland's three largest Internet service-providers have announced that they have blocked access to more than 750 far-right websites and other racist, anti-Semitic and hate pages.

The move followed a campaign launched by a Basle-based group of children of Holocaust-survivors, called Aktion Kinder des Holocaust (AKdH) - the Children of the Holocaust Group.

Founded a decade ago, AkdH has worked over a period of four years to assemble details of neo-Nazi, racist and anti-Semitic websites. It then passed the information on to the Swiss authorities and pressed to get access to the offending web pages blocked.

The first target of the campaign was a number of sites run by small Internet-access providers.

When approached by Swiss federal police and urged to show greater responsibility in their choice of material, many of the providers complied - leading in effect to the closure of most of the sites.

The group's parallel aim, said AKdH director Samuel Althof, had been "to push the Nazi web-pages off the free service providers."

When Internet giant Yahoo! recently removed access to far-right pages through its Swiss sites, Mr Althof, a 45-year-old psychologist, declared: "Our strategy worked.

"The dumped Nazi webpages had to look for another host when Yahoo! ousted them.

"They moved to an address in the US where they felt safe — an evil conglomerate of hundreds of racist, anti-Semitic and hate pages."

It took six months' work to find all the pages on the site.

But, said Mr Althof, "We found 754 homepages, which we hoped to have blocked. And now we have succeeded."

Swiss Internet-provider Sunrise/Diax was the first to remove the pages - the same day AKdH lodged its new list with the Swiss police. Tiscalinet and Provider IP-plus - two other large Swiss Net firms, followed suit.

"It would require a very good computer brain now to jump these barriers," Mr Althof said.

 




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