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Reinkarnations-Therapeut Trutz Hardo behauptet die Juden seien am Holocaust selbst schuld und Barbro Karlén, untersützt vom anthroposophischen Perseus Verlag in Basel, sagt sie sei die wiedergeborene Anne Frank. Die Messe Basel will nach Protesten beide im November nicht mehr auftreten lassen.

FACTS 20. Juli 2000: Monströse Wiedergeburt
Die 18. Basler Psi-Tage sorgen wegen eines antisemitischen Referenten schon vor der Eröffnung für Aufregung.

Kongresszentrum Messe Basel
Medienmitteilung zu den 18. Basler PSI-Tagen

Basler Zeitung 22. Juli 2000:
Die PSI-Tage werfen schon ihre Schatten voraus

Badische Zeitung 27. Juli 2000:
Die im November stattfindenden Basler Psi-Tage sind wegen der Einladung zweier fragwürdiger Referenten in die Kritik geraten.

Die Südostschweiz 27. Juli 2000
Von Karmagesetz und Holocaust. Verurteilter Volksverhetzer «Trutz Hardo» führt in Laaxer Hotels Seminare durch

Frankfurter Rundschau 27. Juli 2000
Inkarnationstheorien aus dem braunen Sumpf

 

 

 


FACTS 20. Juli 2000: Monströse Wiedergeburt
Die 18. Basler Psi-Tage sorgen wegen eines antisemitischen Referenten schon vor der Eröffnung für Aufregung.

Von Fredy Rom

Tom Hockemeyer alias «Trutz Hardo» interpretiert die jüngere deutsche Geschichte höchst eigenwillig: Die Juden, behauptet der deutsche Esoterik-Autor sinngemäss in seinem Buch «Jedem das Seine», seien am Holocaust selbst schuld. Er sei eine Strafe für Verbrechen, begangen in ihrem früheren Leben.

Barbro Karlen, amerikanische Schriftstellerin, will die jüngere deutsche Geschichte gleich aus eigener Erfahrung kennen: In ihrem früheren Leben, behauptet sie, war sie Anne Frank - das wohl bekannteste Holocaust-Opfer.

Hockemeyer und Karlen figurieren beide auf der Referentenliste der 18. Basler PSI-Tage. Damit sorgt der Esoterik-Kongress, diesmal zum Thema «Wiedergeburt - Wahn oder Wirklichkeit?», bereits knapp fünf Monate vor Eröffnung für Aufregung.

Theologen, Holocaust-Opfer und jüdische Organisationen werfen den Veranstaltern vor, Antisemiten ein Forum zu geben. Als «völlig unverständlich» bezeichnet Thomas Lyssy vom Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund, dass «die Messe Basel solchen Leuten Gastrecht gewährt». Der Basler Theologieprofessor Ekkehard W. Stegemann droht sogar mit einer Strafanzeige.

Esoterik-Autor «Trutz Hardo» würde nicht zum ersten Mal mit der Justiz Bekanntschaft machen: «Hardo» wurde bereits 1998 von einem deutschen Gericht zu 100 Tagsätzen à 40 Mark rechtskräfig verurteilt - wegen Volksverhetzung in Tateinheit mit Beleidigung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener.

Der geplante Auftritt der Amerikanerin Barbro Karlen ist nicht weniger umstritten. Als «scheussliche Provokation» bezeichnet der Schriftsteller Ralph Giordano, selbst ein Holocaust-Überlebender, die Einladung an die Basler PSI-Tage. «Ich war schon Zeuge mancher Verhöhnung und Annexion des Holocausts, dies aber ist die schauerlichste», sagt Giordano.

Aufgeschreckt durch die Recherchen von FACTS hat die Messe Basel als Veranstalterin der PSI-Tage reagiert. Esoterik-Autor «Trutz Hardo», der als Experte für Reinkarnation häufig in der Schweiz Kurse durchführt, wurde umgehend wieder ausgeladen.

Im Fall der Amerikanerin Karlen dagegen tut sich die Messe Basel schwerer - immerhin will man nochmals über die Bücher. «Wir sind uns unserer Verantwortung als Veranstalter voll bewusst», sagt Leonhard Loew, Leiter der Kongressabteilung der Messe Basel. Er wolle sich noch mit Fachleuten beraten, eine Entscheidung aber sei kurzfristig nicht möglich, da die entsprechenden Personen in den Ferien weilten.

Kommt die Messe Basel bis zur Eröffnung der PSI-Tage im November nicht auf ihren Entscheid zurück, ist Aufruhr garantiert. Verschiedene Persönlichkeiten der jüdischen Gemeinde in Basel haben bereits mit Demonstrationen gedroht, sollte Karlen in Basel auftreten dürfen.


Die PSI-Tage werfen schon ihre Schatten voraus
QU: Basler-Zeitung, 22. Juli 2000

Die 18. Basler PSI-Tage bewegen bereits fünf Monate vor Beginn die Gemüter. Die Veranstalter sahen sich mit dem Vorwurf konfrontiert, zwei problematischen Personen Gastrecht zu gewähren. Einer der beiden behauptet, die Juden seien am Holocaust selber schuld. Er wurde vor ein paar Tagen ausgeladen. Das gleiche Los traf gestern Abend überraschend auch Barbro Karlen, im «früheren Leben» die Jüdin Anne Frank.


Basel. Alljährlich im Herbst sind in Basel die so genannten PSI-Tage angesagt. Esoterisch und parapsychologisch interessierte Menschen finden sich dann jeweils unter einem bestimmten Motto zu einem Gedankenaustausch zusammen. Letztes Jahr beispielsweise war schwergewichtig von «Visionen» die Rede. In der Person des bekannten Löffelverbiegers Uri Geller sowie mit dem Erfolgsautor für Ausserirdisches, Erich von Däniken, konnten von den Veranstaltern zwei populäre Zugpferde gewonnen werden.

Emotionsgeladenes Thema

Der diesjährige Anlass vom 24. bis am 27. November ist dem Thema «Wiedergeburt - Wahn oder Wirklichkeit» gewidmet. Ein stark emotionsgeladenes Thema also, das durch die vorgesehene Präsenz zweier Referenten zusätzlich angeheizt zu werden droht. Genauer gesagt zu werden drohte, denn der deutsche Esoterik-Autor Trutz Hardo wurde vor ein paar Tagen wieder ausgeladen, bestätigte gestern Leonhard Loew, Leiter der Kongress-Organisation, gegenüber der BaZ. Von einer Interessenorganisation sei man darauf aufmerksam gemacht worden, dass ein gerichtlich verurteilter Mann auf der Referentenliste figuriere, sagte Loew. Das Zürcher Nachrichtenmagazin «Facts» hat den Fall in der Folge in seiner neuesten Ausgabe publik gemacht. Demnach wurde Trutz Hardo, ein Experte in Sachen Reinkarnation, bereits 1998 von einem deutschen Gericht wegen Volksverhetzung rechtskräftig verurteilt. In seinem Buch «Jedem das Seine» schob Hardo sinngemäss die Schuld am Holocaust den Juden selber zu.
Sie hätten für Verbrechen büssen müssen, welche sie in ihren früheren Leben begingen. Die zweite Person ist in Basel keine Unbekannte: Vor zwei Jahren sorgte die schwedische Schriftstellerin Barbro Karlen für heisse Köpfe und Proteste, als sie ihr Buch «... und die Wölfe heulten» vorstellte. Barbro Karlen behauptete darin, sie sei in ihrem früheren Leben das jüdische Mädchen Anne Frank gewesen. Auch Karlens vorgesehene Präsenz an den PSI-Tagen gab gewissen jüdischen Kreisen stark zu denken.

«Eine Anmassung»

Unter ihnen befanden sich der Basler Theologieprofessor Ekkehard W. Stegemann sowie Thomas Lyssy, seines Zeichens Vizepräsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes. Beide empfanden es als eine Anmassung, dass hier einfach jemand in die Rolle des wohl bekanntesten Holocaust-Opfers schlüpft. Stegemann sprach «von einer Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener». Lyssy äusserte die Befürchtung, dass die Shoa banalisiert werden könnte; so nach dem Motto, das sei alles gar nicht so schlimm gewesen, weil man ja wieder auf die Welt komme. Und beide von der BaZ Befragten störten sich im gestern Nachmittag geführten Gespräch ganz speziell auch an der Vermarktung, welche mit dem Namen Anne Frank betrieben werde. Barbro Karlen könne durchaus von ihrer Reinkarnation überzeugt sein. Sie sollte hingegen besser alles für sich behalten und nicht auf der öffentlichen Bühne erscheinen, lautete der Tipp. Hier schiebe sich doch einfach jemand fiktiv die Geschichte eines populären Opfers zu und mache damit Geld, kritisierte Stegemann.

Zweiter Fall Wilkomirski?

Beim Basler Professor wurden Erinnerungen an Binjamin Wilkomirski wach, der in seinem Buch «Bruchstücke» vorgab, als jüdisches Kind aus Riga in Konzentrationslagern aufgewachsen zu sein. (Der Suhrkamp-Verlag hat das preisgekrönte Buch inzwischen zurückgezogen, weil sich die Schilderungen des Autors als erfunden herausstellten).
Die Meinungen darüber, ob Barbro Karlen bloss eine erfundene Geschichte auftischte, gehen allerdings auseinander, wie die vielen Reaktionen nach ihrem Besuch 1998 in Basel zeigten. Ihr Auftritt vermochte einige der Anwesenden durchaus zu überzeugen. Man kaufte ihr ab, dass «sie lieber die Erinnerungen im Zusammenhang mit dem Leben einer namenlosen, unbekannten Person einordnen möchte, statt leider mit Anne Frank», teilte damals ein Leserbriefschreiber mit. Es scheine ihm zudem völlig legitim, dass Barbro Karlen «trotzdem» der Öffentlichkeit ihre erlittenen Höllenqualen mitteile.

Überraschender Entscheid

Der PSI-Anlass sei immer ein spezieller gewesen und nicht mit anderen Messeveranstaltungen zu vergleichen, bei denen primär die Produktepräsentation im Vordergrund stehe, betonte Leonhard Loew. Ziel und Zweck bestehe bei den PSI-Tagen gerade darin, Referenten mit völlig unterschiedlichen Meinungen eine Plattform zu bieten und Diskussionen auszulösen. Bei der Auswahl der Personen räume die Messe Basel schon seit Jahren der Meinung eines herbeigezogenen Fachbeirats grosses Gewicht bei. Dieser werde sich im August über das weitere Vorgehen festlegen, hiess es noch gestern Nachmittag. Doch überraschenderweise war dann bereits am Abend alles klar. Die Geschäftsleitung der Messe Basel habe entschieden, Barbro Karlen an den PSI-Tagen nicht auftreten zu lassen, wurde in einem Communiqué mitgeteilt. Man wolle damit verhindern, dass das Thema des Kongresses (Reinkarnation) mit dem Holocaust in Zusammenhang gebracht werde.
Markus Sutter

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Die im November stattfindenden Basler Psi-Tage sind wegen der Einladung zweier fragwürdiger Referenten in die Kritik geraten.
Unerwünschte Psi-Referenten
QU: Badische Zeitung, 27. Juli 2000

Von unserem Mitarbeiter Felix Ruhl

BASEL. Seit 18 Jahren beschäftigen sich in Basel Fantasten aller Couleur im Rahmen der Psi-Tage mit parapsychologischen Phänomenen. In diesem Jahr, das mit dem Thema „Wiedergeburt – Wahn oder Wirklichkeit“ aufwartet, ist es vorab zum Eklat gekommen. Zwei Referenten mussten die Veranstalter wieder ausladen.

In ihrer Mischung aus Esoterik, Pseudowissenschaft und grobem Unfug sind die Psi-Tage, die im November beginnen, mal belächelt, mal beseelt aufgenommen worden. Da tritt dann etwa der Eidgenosse Uri Geller auf und verbiegt mittels psychokinetischer Kräfte Essgeschirr. Da hat im Grunde niemand etwas dagegen. Bei zwei Referenten ist das ganz anders: Zum einen ist da der Deutsche Tom Hockemeyer, der unter dem martialischen Pseudonym Trutz Hardo antisemitische Theorien verbreitet, zum anderen um die schwedische Schriftstellerin Barbro Karlen, die sich für eine Inkarnation der Anne Frank ausgibt.

Der Basler Theologieprofessor Ekkehard Stegemann hatte vom geplanten Auftritt der beiden Autoren erfahren und über die Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft Beschwerde gegenüber der Basler Messe, dem Veranstaltungsort der Psi-Tage, geführt. Jüdische Organisationen hatten zudem die Absetzung der Redebeiträge gefordert.

Gerade Trutz Hardo gilt als einschlägig bekannt – und er ist dazu noch einschlägig vorbestraft. Das deutsche Amtsgericht Neuwied hatte ihn vor zwei Jahren wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt. In seinem Buch „Jedem das Seine“, dem dritten Teil eines Drittes-Reich-Zyklus namens „Molar“, hatte Hardo den Holocaust in obskurer Verzerrung dargestellt. Die Juden seien als Wiedergeborene von den Nazis für eine in einem anderen Leben begangene Sünde bestraft worden. Hitler habe „den Juden nicht das Schicksal der Gaskammern zuerteilt, sondern jene haben es sich selbst ausgesucht, denn nichts geschah gegen ihren Wunsch“, heißt es in „Jedem das Seine“. Die Nationalsozialisten seien wie Goethes Mephisto „ein Teil jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft“.

Michel Marti, stellvertretender Direktor der Kongress-Organisation bei der Messe Basel, versichert, man habe niemanden verletzen oder beleidigen wollen. Thema der Tagung sei lediglich die Wiedergeburt, „sonst nichts“. Vom Fachbeirat der Psi-Tage seien Hardo und Karlen als Redner vorgeschlagen worden. Von Hardos Vorstrafe sei ihm nichts bekannt gewesen: „Man kann ja nicht jedes deutsche Gerichtsurteil kennen.“ Dabei wäre das nicht schwer gewesen. Gibt man „Trutz Hardo“ in die Suchmaschine des Internet-Providers Yahoo ein, bekommt man als ersten Treffer einen Bericht des Darmstädter Echos über die Verurteilung Hardos 1998.

Auch über Barbro Karlen sind vergleichsweise einfach kritische Informationen erhältlich: Eine Fülle von Berichten und Kritiken dokumentieren die Tourneen der Autorin von „.'.'.'und die Wölfe heulten“. In diesem Buch versteigt sich Karlen zu der Behauptung, sie sei die Inkarnation Anne Franks. Was Karlen behauptet, sei bedenklich, sagt Ursula Rhein, Vizepräsidentin der Israelischen Gemeinde Basel: „Wenn so etwas Schule macht, nimmt das einiges vom Schrecken des Holocaust.“ Weil sie Karlen nicht kenne, wolle sie aber nicht darüber urteilen, ob die Schwedin die Popularität Anne Franks für kommerzielle Absichten benutzt oder tatsächlich von der Wiedergeburt überzeugt ist: „Wenn das nur eine Spinnerin ist, kann sie nichts dafür.“

Badische-Zeitung



Von Karmagesetz und Holocaust
Verurteilter Volksverhetzer «Trutz Hardo» führt in Laaxer Hotels Seminare durch
QU: Die Südostschweiz, 27. Juli 2000

Der Reinkarnationstherapeut Tom Hockemeyer, in der internationalen Esoterik-Szene bekannt unter dem Pseudonym «Trutz Hardo», wurde vor zwei Jahren von einem deutschen Gericht wegen seiner Äusserungen zum Holocaust verurteilt. In Laaxer Hotels bietet er seit Jahren seine Kurse an.


VON JANO FELICE PAJAROLA

Rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer absolvieren derzeit im Hotel «Laaxerhof» in Laax Murschetg eine zweiwöchige Ausbildung zum «dipl. Lebensberater». Kursleiter: die Esoterik-Autoren Kurt Tepperwein und Tom Hockemeyer alias «Trutz Hardo». Insbesondere Hockemeyer ist in Laax kein Unbekannter: Seit vielen Jahren führt er seine Seminare im Tourismusort durch, anfänglich und auch jetzt wieder im «Laaxerhof», dazwischen zeitweise im «Rancho» und in anderen Hotels.

«Schlimme Verharmlosung des Völkermordes»
Dieses Jahr hat er in Laax bereits eine dreiteilige Ausbildung für «Reinkarnationsleiter mit Diplomabschluss» angeboten; als Organisator der Seminare tritt die Vaduzer «Internationale Akademie der Wissenschaften» auf.
Hockemeyer ist allerdings auch vor Gericht kein Unbekannter: 1998 hat ihn ein deutsches Amtsgericht verurteilt wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfung des Ansehens Verstorbener. Sein Buch «Jedem das Seine», vom Richter als «schlimme Verharmlosung des millionenfachen Völkermordes» an den Juden im Zweiten Weltkrieg eingestuft, wurde in Deutschland beschlagnahmt.
Hockemeyers Theorien beruhen auf dem Gesetz des Karma, das als grundlegendes Element zu allen Arten des Reinkarnationsglaubens gehört. Es besagt - vereinfacht -, dass das Betragen eines Menschen in einem früheren Leben nach der Wiedergeburt die Qualität des nächsten Lebens beeinflusst.

Gerechter Ausgleich für Taten in früherem Leben
Hockemeyer scheut sich nun nicht davor, dieses Karmagesetz auf das jüdische Volk und den Holocaust anzuwenden: Im erwähnten Roman äussert er sich dahingehend, dass Hunderttausende der KZ-Opfer heute wieder inkarniert seien und noch immer an den schrecklichen Greueltaten von damals leiden würden. Kämen sie dann zu einem Reinkarnationstherapeuten wie ihm, könne man sie zurückführen in jenes Leben, das sie vor demjenigen als Holocaust-Opfer geführt hätten - und meistens stelle man dann fest, dass das Gesetz des Karma ganz genau zutreffe. Mit anderen Worten: Das Schicksal der europäischen Juden im Zweiten Weltkrieg ist für «Trutz Hardo» nichts anderes als der gerechte Ausgleich für ihre Taten während einer vorhergehenden Inkarnation. «Wenn ich in einem früheren Leben jemanden getötet habe, muss ich selber getötet werden», so Hockemeyer.

Im 17. Jahrhundert selbst ein Holocaust-Opfer gewesen
Dabei wehrt der Esoterik-Autor jede Anschuldigung des Antisemitismus ab, ja er behauptet sogar, sein Roman sei ein «Kniefall vor dem jüdischen Volk», das «projüdischste Werk deutscher Literatur» überhaupt, seit Lessing seinen «Nathan der Weise» geschrieben habe. Er, Hockemeyer, sei im 17. Jahrhundert ausserdem selbst ein polnischer Jude gewesen, der dort in einem Holocaust mit mehreren hunderttausend Glaubensgenossen ums Leben gekommen sei.

Medizinmänner, Geister und Wunderchirurgen
«Trutz Hardo», inzwischen 61-jährig, kann allerdings auch in seinem gegenwärtigen Leben eine schillernde Biographie vorweisen: Nach einem Studium und mehrjährigen Reisen durch - so seine eigenen Angaben - über hundert Länder folgte er 1977 einer «inneren Berufung» und wurde Schriftsteller. Sein Werk, eine Romantetralogie, zu der auch das beschlagnahmte «Jedem das Seine» gehört, bezeichnet er als «den umfangreichsten Roman» der deutschen Literatur und zugleich als den ersten «Mehrfarbroman».
In Afrika, so seine Berichte, habe er Medizinmänner besucht und sich in Geister- und Reinkarnationslehre vertieft. Auf den Philippinen und in Brasilien will er von Wunderchirurgen gelernt haben. In Kalifornien liess er sich später von einer Reinkarnationsforscherin in eines seiner früheren Leben zurückbegleiten und begann schliesslich selbst mit öffentlichen Gruppenrückführungen, die ihn - wie könnte es anders sein - auch ins deutsche Privatfernsehen brachten.

«Bringt zwei Wochen lang Wertschöpfung»
Hockemeyer ist also kein Unbekannter - doch in Laax ist sein Ruf offenbar kein Thema. «Er bringt mit seinem aktuellen Seminar zwei Wochen lang Wertschöpfung zu uns», meint beispielsweise Antoon van Pelt vom Hotel «Laaxerhof». Die genauen Inhalte solcher Veranstaltungen in seinem Hotel seien ihm zudem unbekannt, und Probleme habe man mit dem «Herrn Trutz Hardo» in all den Jahren nie gehabt.
Peter Baetschi, Geschäftsleiter von Flims Laax Falera Tourismus, ist über Hockemeyers Seminare gar nicht informiert - schliesslich gehöre es auch nicht zu den Pflichten der Hotels, die Tourismusorganisation über die Veranstaltungen in ihren Häusern ins Bild zu setzen, so Baetschi. «Die Hotellerie ist autonom, und solche Sachen zu kontrollieren ist schwierig», meint er.

Kommentar
Zu heikle esoterische Auswüchse

VON JANO FELICE PAJAROLA

Tom Hockemeyers aus den Läden verbanntes Buch «Jedem das Seine» hat einen Titel, der eigentlich gut in unsere Zeit passt: Jeder soll seine Religiosität so ausleben können, wie es ihm gefällt. Das darf und muss man auch all jenen Menschen zugestehen, die ihr Heil in der Esoterik suchen. Der Haken dabei ist nur: Hockemeyer alias «Trutz Hardo» meint es ganz anders - er meint es wörtlich. «Jedem das Seine» heisst für ihn: Jeder soll das Schicksal bekommen, das er auf Grund seines früheren Lebens verdient hat. Daran glaubt er bis zur letzten Konsequenz, wenn er seinen Leitsatz, das Gesetz des Karma, auch auf die Juden in den Konzentrationslagern der Nazis anwendet. Was ihm in Deutschland eine Verurteilung wegen Volksverhetzung und Verunglimpfung von Verstorbenen eingetragen hat - zu Recht.

Derselbe Tom Hockemeyer bietet mitten im Ferienland Graubünden, mitten in der idyllischen Alpenarena, seit Jahren Seminare an, in denen er für teures Geld «Lebensberater» und «Reinkarnationsleiter» diplomiert. Auf seine Äusserungen in Sachen Holocaust wird dabei nicht Rücksicht genommen - was zählt, sind die vielen Logiernächte, die Hockemeyers Seminare generieren. Esoterik zieht die Leute an; das gilt auch für «Trutz Hardo».

Vom Nachrichtenmagazin «Facts» auf Hockemeyers Gedankengut aufmerksam gemacht, hat die Basler Messe den Autor als Redner für einen Esoterik-Kongress im November kurzerhand ausgeladen. In Laax scheint derart entschlossenes Handeln leider kein Thema zu sein: Man wäscht sich die Hände in Unschuld und verweist auf den privaten Charakter solcher Seminare; von Hockemeyers karmischen Theorien weiss man nichts. Ob allerdings Gäste wie «Trutz Hardo» dem Image der Alpenarena förderlich sind, steht auf einem anderen Blatt. Vielleicht müsste die Hotellerie hier umdenken; vielleicht müssten auch die Tourismusverantwortlichen die Seminarpraxis der Hotels hinterfragen. Denn gewisse Auswüchse der Esoterik sind einfach zu heikel, als dass man sie einfach so unter den Tisch wischen könnte.


Inkarnationstheorien aus dem braunen Sumpf
QU: Frankfurter Rundschau, 26.07.2000

Parapsychologische "Psi-Tage" in Basel gerieten wegen Einladung eines vorbestraften Rechtsradikalen in Verruf

Von Felix Ruhl (Basel)

Seit 18 Jahren beschäftigen sich in Basel Freunde des Übersinnlichen an den so genannten Psi-Tagen mit parapsychologischen Phänomenen. In ihrer Mischung aus Esoterik, Pseudowissenschaft und grobem Unfug sind die Psi-Tage mal belächelt, mal beseelt aufgenommen worden. In diesem Jahr, das mit dem Thema "Wiedergeburt - Wahn oder Wirklichkeit" aufwartet, ist es wegen der Psi-Tage im November aber vorab zu einem politischen Eklat gekommen. Zwei Referenten mussten die Veranstalter auf Druck der Öffentlichkeit wieder ausladen.

Bei den Psi-Tagen trat schon mal der Eidgenosse Uri Geller auf und verbog auf psychokinetischem Weg allerlei Essgeschirr. Der "Ufologe" Erich von Däniken klärte darüber auf, dass der Mensch eine Mutation außerirdischer Wesen sei. Diesmal geriet die Rednerliste durch zwei Gäste in den Ruch des Antisemitismus: Es handelt sich um den Deutschen Tom Hockemeyer, der unter dem martialischen Pseudonym Trutz Hardo antisemitische Theorien verbreitet, und die schwedische Schriftstellerin Barbro Karlen. Sie gibt sich als Inkarnation der Anne Frank aus.

Der Basler Theologieprofessor Ekkehard Stegemann hatte vom geplanten Auftritt der beiden Autoren erfahren und über die Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft Beschwerde bei der Basler Messe, wo sich die Psi-Jünger treffen, geführt. Jüdische Organisationen hatten zudem die Absetzung der Redebeiträge gefordert. "Ich war von diesem Programm sehr schockiert", sagt Ursula Rhein, Vizepräsidentin der Israelischen Gemeinde Basel.

Trutz Hardo sei schließlich einschlägig bekannt. Dazu noch vorbestraft. Das deutsche Amtsgericht Neuwied hatte Hardo vor zwei Jahren wegen Volksverhetzung und Verunglimpfung des Ansehens Verstorbener zu einer Geldstrafe verurteilt. In seinem Buch "Jedem das Seine", dem dritten Teil eines Dritte-Reich-Zyklus namens "Molar", hatte Hardo den Holocaust in obskurer Verzerrung dargestellt. Die Juden, so der 1939 in Eisenach geborene Hockemeyer, seien als Wiedergeborene von den Nazis für eine in einem anderen Leben begangene Sünde bestraft worden. Michel Marti, stellvertretender Direktor der Kongress-Organisation bei der Messe Basel, versichert, man habe niemanden verletzen oder beleidigen wollen. Thema der Tagung sei nur die Wiedergeburt, "sonst nichts". Der Fachbeirat der Psi-Tage habe Hardo und Karlen als Redner vorgeschlagen. Von Hardos Vorstrafe sei ihm nichts bekannt gewesen. "Man kann ja nicht jedes deutsche Gerichtsurteil kennen", meint Marti.

Das wäre aber nicht schwer gewesen. Gibt man "Trutz Hardo" in die Suchmaschine des Internet-Providers Yahoo ein, bekommt man als ersten Treffer einen Bericht des Darmstädter Echos über die Verurteilung Hardos im Jahr 1998.


Kongresszentrum Messe Basel
Medienmitteilung zu den 18. Basler PSI-Tagen vom 21. Juli 2000

Barbro Karlén tritt nicht auf

Die Geschäftsleitung der Messe Basel, der Veranstalterin der Basler PSI-Tage, hat am Freitag Abend entschieden, die schwedische Schriftstellerin und Autorin Barbro Karlén nicht an den 18. Basler PSI-Tagen auftreten zu lassen. Die Autorin sieht sich als mutmassliche Reinkarnation der Anne Frank, des wohl bekanntesten Holocaust-Opfers.

Die Messe Basel will mit diesem Schritt verhindern, dass das Thema des Kongresses - "Reinkarnation" - mit dem Holocaust in Zusammenhang gebracht wird.

Die 18. Basler PSI-Tage finden vom 24. bis 27. November 2000 im Kongresszentrum statt und sind dem Thema "Wiedergeburt - Wahn oder Wirklichkeit?" gewidmet.

Michael Marti, Leiter Kongressmarketing Messe Basel
Basel, den 21. Juli 2000



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