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  Schweizer Gruppe stoppt Nazis im Internet
Es geht doch!

VON MURIEL SPITZER
QU: Blick, 9. Dezember 2000     Info:
Provider die Neo-Nazi Seiten hosten

BASEL ­ Yahoo ist das grösste Internet-Portal der Welt. Auf seinem freien Homepage-Angebot «Geocities» kann jeder Surfer eine private Homepage einrichten ­ auch Rechtsextreme und Nazis! Dank einer Schweizer Gruppe nahm Yahoo nun 22 Nazi-Seiten vom Netz.

«Wir wollen den Internet-Nazis das Leben schwer machen», sagt Sami Althof. Er ist Sprecher der Aktion Kinder des Holocaust (AKdH), einer international tätigen Schweizer Organisation, die unter anderem gegen Rassismus und Antisemitismus kämpft. Im Moment geht die AKdH gegen den Internet-Riesen Yahoo vor.
«Die Betreiber verpflichten sich, keine ungesetzlichen (...), rassistischen Inhalte zu laden, zu verschicken oder zu übermitteln», steht in den Richtlinien von Yahoo Geocities. Doch das ist graue Theorie: Der Aktion Kinder des Holocaust liegt eine lange Liste von rassistischen und rechtsextremen Geocities-Seiten vor. «Wir machten Yahoo in den USA darauf aufmerksam, dass sie Nazi-Homepages veröffentlichen», sagt Althof. «Sie haben jedoch nicht reagiert. Daraufhin machten wir bei Yahoo Deutschland Druck. Jetzt hat Yahoo 22 Nazi-Seiten gelöscht.»
Ein Riesenerfolg im Kampf gegen Rechtsextremismus, der auch von der Schweizer Bundespolizei sehr begrüsst wird. «Das ist ganz in unserem Sinn ­ wir wollen in der Schweiz Sperrmechanismen für Internetseiten einführen», sagt Jürg Bühler (37), stellvertretender Chef der Bundespolizei. «Aber wir können natürlich nicht jede Homepage überprüfen. Wir appellieren an die Eigenverantwortung der Provider und ihrer Kunden.»
Schiebt der Bund da nicht einfach die Verantwortung ab? Jürg Bühler: «Nein, gerade bei einem werbefinanzierten Anbieter wie Yahoo hat es viel mehr Gewicht, wenn der Konsument reklamiert. Denn wenn der Kunde verärgert ist, muss Yahoo einen Imageverlust befürchten.»
Aber auch die Beamten der Bundespolizei wissen: Es muss eine internationale Lösung her. Gespräche mit Amerika fanden bereits statt. «Wir können im Ausland weniger intervenieren», sagt Bühler. «Amerika versteckt sich oft hinter der Meinungsäusserungsfreiheit.»
Auch für Sami Althof ist klar: «Wir müssen alle Provider immer wieder darauf aufmerksam machen, welche Inhalte sie anbieten. Oft verstehen ausländische Anbieter nicht, welcher Schmutz sich auf ihren Homepages befindet.»
Ein Teufelskreis: Die Gefahr, dass die Betreiber ihre rassistischen Inhalte unter einem anderen Namen wieder ins Netz bringen, ist gross. Als die rechtsextremen «Kraftlandseiten» eines Schweizers entfernt wurden, schrieb der: «Ich komme wieder!»
Sami Althof: «Eine wasserdichte Lösung gibt es nicht. Aber wir beobachten die Kommunikationskanäle der Rechtsextremen aufmerksam.»
 



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