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Die Antwort des Bundesrates

Münchenstein, den 24. Februar 2000

Sehr geehrte Frauen Bundesrätinnen
Sehr geehrte Herren Bundesräte

Mit Bedauern hat die AKTION KINDER DES HOLOCAUST heute die Entscheidung des Bundesrates zur Kenntnis genommen, den österreichischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Aussenministerin Benita Ferrero-Waldner im Rahmen des traditionellen Antrittsbesuchs zu empfangen.
Das zynische Parteiprogramm der FPÖ gibt, nach deren Aufstieg zur Koalitionspartei mit der ÖVP, jedoch Grund zu Vorsicht und Besinnung auf humanitäre Traditionen in unserem Land.
Die AKTION KINDER DES HOLOCAUST verfolgt mit grosser Sorge den unaufhaltsam scheinenden Aufstieg eines Mannes und der FPÖ, die Ausländerhass und Rassismus auf ihre Fahnen geschrieben haben.
Ein Politiker, der Auschwitz ein Straflager genannt und die Soldaten der Waffen SS als " a n s t ä n d i g e Männer mit Charakter" bezeichnet hat, hat selbst jeglichen Anstand aufgegeben!
Eine Partei, die einen solchen Mann als ihren Obmann nicht nur duldet, sondern umjubelt, gehört nicht in eine der Menschenwürde und den Menschenrechten verpflichtete demokratische Regierung.
Eine Politik, die Ausländer mit Kriminellen gleichsetzt, nur als fremdenfeindlich zu bezeichnen, hiesse diese zu verharmlosen, denn wenn Haider am 30.9.1995 in einer Rede vor Veteranen der Waffen-SS sagte: "Wir geben Geld für Terroristen, wir geben Geld für gewalttätige Zeitungen, wir geben Geld für arbeitsscheues Gesindel und wir haben kein Geld für a n s t a e n d i g e Menschen " , dann stehen diese Worte in der Tradition pervertiertem menschlichen Anstandes eines Heinrich Himmlers, der anlässlich seiner berüchtigten Posener Rede vom Oktober 1943, sich mit folgenden Worten an die Mörderbande der SS wandte:
"Von Euch werden die meisten wissen, was es heisst, wenn hundert Leichen
beisammen liegen, wenn 500 daliegen oder wenn 1000 daliegen. Dies
durchgehalten zu haben (die Judenvernichtung), und dabei - mit Ausnahmen menschlicher Schwächen a n s t ä n d i g geblieben zu sein, das hat uns hart gemacht. Dies ist ein niemals geschriebenes und niemals zu beschreibendes Ruhmesblatt unserer Geschichte."
Die AKTION KINDER DES HOLOCAUST unterstützt die beschlossenen Sanktionen und den Boykott der Kulturschaffenden gegen Österreich. Wir wissen uns einig mit vielen österreichischen Demokraten, Künstlern und Wissenschaftlern, die schon seit langer Zeit gegen das Treiben von Haider ihre Stimme erhoben haben. Wir schliessen uns diesem friedlichen Protest an.
Es darf nie mehr vorkommen, dass die Regierung eines Staates von einer Partei erobert wird, deren Führer sich lavierend und opportunistisch auf sein demokratisches Verhalten herausredet, wie es schon so mancher Diktator getan hat, der dann zum Totengräber der Demokratie geworden ist.
Wir bitten den Bundesrat die bilateralen Kontakte zu Österreich nicht im "normalen" Rahmen des traditionellen ersten Auslandbesuchs der neuen österreichischen Regierung aufrecht zu erhalten und den Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Aussenministerin Benita Ferrero-Waldner nicht zu empfangen.

Die Sprecher der AKTION KINDER DES HOLOCAUST

Philip Karger Samuel Althof

Das Patronatskomitee:

Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Antifa Bern
Uri Avnery, Israel. Ehemaliges Mitglied der Knesset. Vorsitzender der Friedensbewegung Gush Shalom.
Peter Bichsel, Solothurn. Autor
Micha Brumlik, Frankfurt
CCSI/SOS Racisme
Madleine Dreyfus, Zürich. Psychoanalytikerin
Angeline Fankhauser. Nationalrätin 1983-1999
Dr. S. Feigel, Zürich. Ehrenpräsident Israelitische Cultusgemeinde Zürich
Dr. Vincent C. Frank, Basel.
Jürg Frischknecht, Zürich
Peter Gingold, Frankfurt. Ehemaliges Mitglied der Resistance
Prof. Heiko Haumann, Historisches Seminar der Universität Basel
François Loeb, Unternehmer, Bern
Yitzchak Mayer, Botschafter des Staates Israel, Bern
Bent Melchior, Kopenhagen. Emeritus Chief Rabbi
Dr. Stefan Keller, Zürich. Autor von: Grüningers Fall
Hans Peter Kehl, Basel-Stadt. Grossrat
Maria Klemm-Herbers, Theologin, Mitglied des Landeskirchenrates der Röm. kath. Kirche BL.
Susanne Leutenegger Oberholzer. Nationalrätin
Thomas Lyssy, Basel. Vizepräsident Schweizerisch Israelitischer Gemeindebund,
Charlotte Opfermann,, USA. College of the Mainland, Texas City-Houtson TX USA
Werner Rom, Zürich. Präsident Israelitische Cultusgemeinde Zürich
Albrecht Rychen, Lyss. Rektor, Ehem. Nationalrat SVP
Michael Schindhelm. Direktor Theater Basel
Prof. Emerita Gabriele Silten, USA. City College, Pasadena, Kalifornien
Prof. Ekkehart Stegemann, Theologische Fakultät der Universität Basel
Prof. Dr. Clemens Thoma, Leiter des Instituts für jüdisch-christliche Forschung an der Universitären Hochschule Luzern
Petrus van der Let, Wien. Regisseur,
VVN-BdA Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten
Prof. Dr. Regina Wecker, Historisches Seminar der Universität Basel
Simon Wiesenthal, Wien.

 




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